FHA Persönlich

Herr und Hund

Der Titel kam mir in den Sinn, da ich erst kürzlich wieder Thomas Mann las. In der Erzählung „Herr und Hund“ aus dem Jahr 1919 erzählt Thomas Mann von den täglichen Spaziergängen mit Bauschan, einem Hühnerhund, in der Umgebung des Münchner Wohnhauses und in den Isar-Auen. Mit der für ihn so typischen Ironie zeichnet er das Porträt einer Hundeseele, deren Schwächen und Schrullen sehr menschlich ­scheinen. Doch bei aller Vertrautheit und Sympathie – stets bleibt dem Erzähler bewusst, wie fremd der Hund am Ende bleibt: ein treuer Freund und unheimlicher Gast zugleich.

Knapp die Hälfte der Erzählung nimmt das letzte Kapitel mit dem Titel Die Jagd ein. Der Autor verrät auch, warum: „Aus Dankbarbeit beschreibe ich sie“ – aus Dankbarkeit für die Erholung, die sie ihm nach einem anstrengenden Schreibvormittag als Schrift­steller schenke. Den ganzen Morgen habe er in der Regel gesorgt und gekämpft (…), „habe Schwierig­keiten überwunden, daß es nur so knirschte“, da sei es dann die Jagd mit Bauschan, „die mich zerstreut und erheitert, die mir die Lebensgeister weckt und mich für den Rest des Tages, an dem noch manches zu leisten ist, wieder instand setzt“.

Soweit Thomas Mann.

Ausser dass diese Erzählung mir die Assoziation zum Titel gab, ist manches nicht, wie es vor hundert Jahren war.

Weder Herr noch Hund

Wie Abb. 2 zeigt, ist es kein grosser Hund, sondern der kleine Alfi , den man aber keineswegs unterschätzen sollte.

Des „Pudels Kern“ ist nicht Mephisto aus Faust, ­sondern etwas unerwartet Erfreuliches. Ein schlauer , sehr liebevoller, lebhafter „Buebli“, der Frau und „Herr“ schön auf Trab hält.

Die noch auf 30 Minuten beschränkten Waldspaziergänge (die Gelenke der Welpen sollen geschont werden) zerstreuen und erheitern auch mich. Man beobachtet alles aus einer anderen Perspektive , an den Hund gerichtete „Selbstgespräche“ bringen mich auf positive Gedanken, verstreuen gelegentliche depressive Anflüge: ein positiver Start in den Tag!

Die „Mann’schen“ Spaziergänge, das Spielen, Sorgen, Versorgen (redlich aufgeteilt zwischen Frauchen und Herrchen (woher eigentlich kommt diese dümmliche Verkleinerungsform??) sind auf jeden Fall so nicht erwartete Aufsteller für einen, der immer einen Hund wollte, was früher zurecht abgelehnt wurde (Arbeit, Arbeit!).

Selbstverständlich gibt es heute keine Hundehütte mehr (Eine Gemeinheit für ein Rudeltier, wie es ein Hund doch ist!).

Was mich an die Geburtshilfe erinnert: Das zuverlässige und prompte Aufwachen mitten in der Nacht trotz angeblichem Tiefschlaf auf sanftes Fiepen hin (Zeit für nächtliche Erleichterung).

Die Körpersprache, mit ihm sprechen?? Was versteht er? Bleibt vorläufig ein Rätsel.

Das was der Hund braucht, sind klare Ansprachen, kurze, unmissverständliche immer gleiche Befehle (Hier! Pfui! Guete Alfi!). Am besten mit heller Stimme (das lernt man in der Hundeschule, wenn man es nicht schon weiss – z.B aus dem Operationssaal, vor allem, wenn es brennt).

Apropos Lob, Belohnung: beim Hund unverzichtbar, nur das funktioniert beim Lernen, und so einfach geht das (mit Leckerli!)

Da kann ich noch dazulernen (hätte sicher mehr Lob geben können und sollen den vielen Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen).

Sachliches zum Hund

Wussten Sie, dass es in der Schweiz 550 000 Hündinnen und Hunde gibt, dazu fast zwei Millionen Katzen, die 3× so viele Vögel fressen und für die man immer noch keine Steuern bezahlen muss? In Italien, in dem früher die meisten Hunde wie Hunde behandelt wurden, sind sie heute zum Kinderersatz geworden und dementsprechend werden sie auch mit allen Exzessen verwöhnt.

In den USA haben 55 % der Haushalte einen Hund/eine Hündin! In der Schweiz, wo es 3.8 Millionen Haushalte gibt, sind das nur ca. 13 %.

Die Haustierindustrie ist in den westlichen Ländern volkswirtschaftlich bedeutsam geworden. So rechnet man in der Schweiz ca. CHF 1500 bis 3000/Jahr und Hund.

Futter (fast wie in einem Delikatessenladen), Tierarzt (unsere erste Notfallkonsultation CHF 374!!), Coiffeur (für Alfi CHF 100 pro Sitzung; für mich CHF ca. 0 (Tondeuse, selbst bedient), Hundeschule, Spielzeug etc. etc., man will sich ja nicht „lumpen“ lassen!).

Andererseits sind Hunde sehr wertvoll vor allem auch für depressive Menschen, eine Bereicherung bei der Betreuung onkologischer Patientinnen und generell als „Beruhiger“ in Arztpraxen, insbesondere auch für Kinder.

Als „Sniffer“ sind sie bereits erfolgreich getestet worden bei der Krebsfrühdiagnostik (z. B. Bronchus-Ca) und „Arbeitshunde“ kennt ja jeder.

Persönliches zu Alfi

Meinem ersten Chefarztkollegen in Baden schenkten wir, als er pensioniert wurde, einen Appenzeller Bläss. Der Kollege erzählte mir viel später einmal: „Ihr habt sicher geglaubt, der Hund lebt länger als ich (Sanguiniker, übergewichtig); jetzt habe ich schon den dritten Bläss!“

Also so weit nach vorne will ich nicht sehen, aber, wenn wir an „Alfi“ denken, den (natürlich!) intelligentesten, lustigsten und liebreichsten Copain, können wir – frei nach Loriot – nur bestätigen: „Ein Leben ohne Hund ist möglich, aber sinnlos.“

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